Wir heißen Sie herzlich willkommen in der Kirche St. Johannis in Castell und nehmen Sie hier mit auf einen virtuellen Rundgang durch unsere Kirche!
Gerne begrüßen wir Sie persönlich im Gottesdienst in der Regel an jedem Sonn- und Feiertag um 9:30 Uhr.
Die Geschichte der Kirche Castell
816: Castell wird als Siedlung erstmals erwähnt (in der Gründungsurkunde des Grafen Megingaud aus dem Geschlecht der fränkischen Mattonen für das Kloster Megingaudshausen).
2. Hälfte des 11. Jahrhunderts: Castell ist namensgebender Ort der Grafen zu Castell.
1266 (oder kurz davor) wird unsere Kirche erstmals in einer Urkunde genannt. Sie ist Johannes dem Täufer geweiht und vermutlich eine der frühen fränkischen Taufkirchen.
1546 stirbt Graf Wolfgang, der letzte Casteller Graf römisch-katholischen Glaubens. Seine vier Söhne Konrad, Friedrich, Heinrich und Georg ließ er auf gut katholischen Universitäten ausbilden und den drei ältesten beschaffte er Domherrenpfründe. Alle Söhne kehrten nach ihrer Studienzeit als überzeugte Lutheraner zurück.
1584 erhält die Grafschaft mit der Württembergischen Kirchenordnung eine einheitliche evangelische Grundlage für alle Pfarreien. Graf Heinrich ist der führende Kopf bei der Durchführung der Reformation. Einst Bamberger Domherr und im diplomatischen Dienst des Würzburger Fürstbischofs verzichtet er 1555 auf seine Pfründe. Am Hof des Württemberger Herzogs wird er ein Freund des Reformators Jakob Andreae, des Vaters der Lutherischen Konkordienformel.
1631 bis 1648: Mit dem Einzug des Schwedenkönigs Gustav Adolf in das Frankenland und dem Westfälischen Frieden wird die Zugehörigkeit der Grafschaft zum Protestantismus gesichert.
Im 30jährigen Krieg hatte der Würzburger Bischof die Grafschaft rekatholisieren wollen.
1584 Verlegung des Friedhofs durch die Grafen an seinen heutigen Platz im vorderen Bausch. Umgeben war die Kirche bis 1584 von dem Kirchhof/Friedhof, dieser „ohne Gaden, Keller noch Kasten doch mit einer ziemlichen Ringmauer gefasst“
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war der bauliche Zustand der alten Casteller Kirche bereits sehr schlecht – dies zeigt ein Vermerk in den Kollektenbüchern: „... zu reparirung hiesigen gantz baufälligen Kirch – Thurm und Kirchen“ oder „ein dumpfer, menschenüberfüllter ungesunder Raum, wo man den Pfarrer nicht verstand, so man nicht von altersher seinen gesicherten Stuhl besaß“.
Sie wird 1783 abgebrochen.
1783 bis 1792 wird unsere jetzige Kirche am gleichen Ort unter der Leitung des würzburgischen Landbaumeisters Joseph Albert als repräsentative Grafschaftskirche erbaut. Außen ähnelt sie vielen unterfränkischen Barockkirchen, innen ist sie frühklassizistisch ausgestaltet. Nach allen vier Himmelsrichtungen hat sie je einen Eingang. Der östliche ist als Hauptportal mit reichem ornamentalen Schmuck gekennzeichnet.
Vor 1806: Die Grafen von Castell waren nicht nur Territorialherren. Bis 1806 standen sie dem Kirchenwesen vor. Casteller Land war Landeskirche. Weltliche Bischöfe waren die Grafen. Sie waren berechtigt, Gesetze, Verordnungen, Privilegien zu erlassen. Sie setzten kirchliche Behörden und Amtsträger ein, ordneten Visitationen an, übten geistliche Gerichtsbarkeit aus, bestimmten über
Feiertage und Liturgie. Für sie verwaltete ein Konsistorium die Kirche. Die meisten Pfarramtskandidaten stammten aus der näheren Umgebung bzw. aus der Grafschaft selbst. Sogar ein eigenes Gesangbuch hatte die Grafschaftskirche (überschrieben mit „Gesang-Buch veranstaltet für die Grafschaft Castell und andere teilnehmende Gemeinden“, 1787).
1806 wurden aus den Landesherren Unternehmer. Die Grafschaft wurde bayrisch und die Landeskirche ein bayerisches Dekanat. Den Grafen blieb von der ehemaligen Kirchengewalt das Recht, Pfarrer und Schulstellen festzulegen und die althergebrachten Ehrenrechte, das Kirchengebet und Trauerrituale für den Grafen und seine Familie. Auch diese Patronatsrechte erloschen 1969/70.
1964/65 wurde bei einer gründlichen Renovierung die leicht rosa Farbe, möglicherweise die erste Farbgebung, angebracht. Sie betont im weiten, lichten Raum den festlichen Charakter.
1981 wurde die neue Orgel – das Gehäuse ist original aus dem Jahr 1788 erhalten – von der Orgelbaufirma Gerhard Schmidt, Kaufbeuren, mit 25 Registern eingebaut.
1993 Sanierung der Innendecke, Einbau eines neuen Glockenstuhls, Sanierung der alten Glocken und Verankerungs- und Verpressarbeiten im Mauerwerk (Ringanker)
1994 Anbringen eines neuen Außenanstrichs
1996 Neuverlegung der Sandstein-Treppenstufen über dem Eingang zur Fürstlichen Gruft
2000 Sanierung des westlichen Eingangsbereichs (außen und innen)
2013 Renovierung des Sandsteinsockels
2019 Erneuerung der kompletten Elektrik, Heizung und Beleuchtung
Kanzelaltar von 1788, gefertigt aus Alabaster (sog. Casteller Marmor) von Michael Krieger aus Königshofen
Orgel
Das Gehäuse ist original aus dem Jahr 1788 erhalten.
1981 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma Gerhard Schmidt, Kaufbeuren, mit 25 Registern neu aufgebaut.
Kruzifix
Entstehungsjahr und Künstler unbekannt. Dachbodenfund aus der Mitte des 20.Jh.; seitdem Bestandteil des Altars als Ersatz für ein schlichtes Holzkreuz mit Strahlenkranz aus der Entstehungszeit.
Taufstein gestiftet 1925 von Fürst Carl und Fürstin Anna-Agnes zu Castell-Castell anlässlich der Taufe ihres Sohnes Albrecht.
Vortragekreuz mit goldenem Strahlenkranz von 1827
Gemälde Johannes der Täufer von 1993,
Künstlerin: Lieselotte von Crailsheim (1926-2007)
Die Glocken der Casteller Kirche
e` = Glocke 1 von 1994 „Gnadenglocke“ D: 1,212 m, gestiftet von Fürst Albrecht zu Castell-Castell
anlässlich der Vermählung seiner jüngsten Tochter Stefanie mit Graf Khevenhüller-Metsch
g` = Glocke 2 von 1749 „Friedensglocke“ D: 1,01 m, gestiftet durch das Haus Castell
h` = Glocke 3 von 1746 „Gebetsglocke“ D: 0,81 m, gestiftet durch das Haus Castell
d`` = Glocke 4 von 1656 „Segensglocke“ D: 0,66 m, gestiftet durch das Haus Castell
Die Glocken 2 und 3 sind aus bereits älteren Casteller Glocken neu gegossen.
Pfarrhaus Castell
1266 wird unsere Kirche erstmals urkundlich erwähnt. Höchstwahrscheinlich lag der Pfarrhof immer am gleichen Platz. Um 1550 z.B. wird von der Errichtung eines Anbaus berichtet. 1597/98 wird ein neues Pfarrhaus gebaut. Das alte Pfarranwesen war unbewohnbar. Eine Schule wurde mit eingerichtet.
Das jetzige Pfarrhaus wurde 1817-1820 gebaut. Der Pfarrer konnte schon mehrere Jahre nicht mehr im alten baufälligen Haus wohnen.
Renovierungen geschehen seitdem bei jedem Pfarrstellenwechsel, zuletzt 2007. Das Nebengebäude (ehemalige Scheune, Badershäuschen, Probenraum für den Posaunenchor) wurde zum Amtsgebäude für Dekanat und Pfarramt, in dem auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Dekanatssekretärin, Dekanatskantor, Dekanatsjugendreferentin) ihren Arbeitsplatz haben.